Das Erbe der Wanderweidewirtschaft und das Weltkulturerbe des Schafübertriebs werden in Schnals zugänglich gemacht
Bildergalerie: Campus Transhumanz
Transhumanz, "trans" (jenseits, über) und "humus" (Boden, Erde) - dieser Begriff für den Weidewechsel mit der Herde ist im Schnalstal seit Jahrtausenden bekannt. Er bezeichnet heute den jährlichen Schafübertrieb über die Gletscher, eine tief verwurzelte Tradition, die zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO zählt. Im Juni, wenn die Almen jenseits des Alpenhauptkamms schneefrei sind, ziehen Tausende Schafe und Ziegen mit ihren Hirten vom Vinschgau durch das Schnalstal. Die Sammelplätze für die Übernachtung befinden sich in Kurzras sowie Vernagt am See, danach folgt die Überquerung der Berge und der Grenze.
Nach zwei Tagen und mehr als 40 Kilometer Marsch durch die raue Felswelt kommen sie auf den Sommerweiden im österreichischen Ötztal an. Im September geht es dann wieder zurück. Was steckt dahinter? Transalpine Überquerungen zum Weiden, Handeln und Schmuggeln gibt es seit Ötzis Zeiten, also seit rund 5.000 Jahren. Das Weidenutzungsrecht zwischen den Schnalser Bauern und jenen aus Vent im Ötztal besteht seit dem 14. Jahrhundert und ist bis heute gültig.
Jetzt bekommt diese alte Lebens- und Wirtschaftsform einen eigenen Ort: Ende 2025 wurde in Unser Frau in Schnals der Campus Transhumanz eröffnet, gleich neben dem archeoParc Schnalstal. Das Areal will mehr als nur ein Museum sein. Es versteht sich als lebendiger Treffpunkt, an dem Wissen geteilt, Handwerk gelebt und über die Zukunft nachgedacht wird. Das Gelände beherbergt mehrere originale historische Gebäude: die Schnals-Gorfer Mühle, einen Stall mit Stadel und das Obergeschoss eines alten Wohnhauses, die sogenannte Schnals-Schmied Hütt.
Die Venezianer Säge wurde originalgetreu nachgebaut. Die multifunktional gestalteten Räume sind ein Ort der Begegnung: Sie können gemietet werden, stehen Schnalser Vereinen für ihre Veranstaltungen zur Verfügung und binden auch Kunst ein. Die erste Sonderausstellung "Wege aus Gras und Fels. Formen des mobilen Hirtenwesens in Europa" zeigt die Transhumanz als europäisches Phänomen und stellt acht Beispiele vor. An den Erlebnisstationen, ähnlich wie in einem Science Center, lassen sich die Phänomene mit den eigenen Sinnen begreifen. Wie erreichst du den Campus? Er befindet sich gleich neben dem archeoParc Schnalstal.
Kontaktinfos
- Unser Frau Dorf - 39020 - Unser Frau in Schnals
- +39 0473 676020
- info@archeoparc.it
Öffnungszeiten
Der Campus Transhumanz ist in den Sommermonaten ab 1. Juli 2025 am Freitag Nachmittag sowie ganztags am Samstag und Sonntag mit dem Ticket des archeoParc Schnalstal zugänglich.
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